Anderes Spiel, selbe Darsteller: Rundown-Play, schwieriges Thema für Anfänger. „Der Baserunner darf die gedachte Linie zwischen zwei Bases nur um XY verlassen, sonst ist er out!“ Zwischenfrage von Michael S.:“Waun i oba mit an Kungfu-Sprung zwa Meta üban Baseman drübahupf auf di Base, bin i daun save?“ Kurze Zeit später hatte Michael S. Redeverbot. Dann versucht wieder Pitcher Robert W. sein Glück an der Platte. Es folgt der wohl schönste Moment in seiner Karriere als Schlagmann. Alu trifft Leder und dieses verlässt das Infield. Robert W. wittert seine Chance. Diesmal wird es ihm gelingen, die erste Base zu umrunden und bis zur zweiten vorzustossen. Gesagt, getan, mit Volldampf begibt sich sein Körper auf die Reise, pfeilschnell über die erste Base. Mit großem Bogen holt er aus, um sich auch die Zweite zu schnappen. Mit großer Verwunderung beobachten ihn seine Kameraden aus dem Dugout. Je mehr er an Geschwindigkeit gewinnt, umso weiter treibt ihn die Fliehkraft nach außen. Die Infielder stehen ratlos bei den Bases und sehen zu, wie sein Baserunning völlig aus den Fugen gerät. Auf der Suche nach der zweiten Base kommt Robert W. schließlich beim Centerfielder an. Zu diesem Zeitpunkt hat auch der Umpire genug. Lauthals gibt er den Runner out, doch Robert W. kann ihn nicht hören. Er steht noch beim Centerfielder, der ihm den Weg zur zweiten Base zeigt. Auf dem Weg ins Dugout leuchten seine Augen sehnsüchtig auf, als er an der Zweiten vorbeikommt. Ja, das Leben der Ducks-Pitcher war hart und „Wink“ ist ja eigentlich nur deshalb Pitcher geworden, weil er der einzige war, der das dämliche rote Handtuch auf der Sprossenwand getroffen hat…
Später kam Franta, unser erster „richtiger“ Coach. Tja, wir wissen nicht, wie viele offene Magengeschwüre unsere Auffassung von Baserunning bei ihm hinterlassen hat, aber sein entsetzter Blick und seine verkrümmte Körperhaltung als 3rd Basecoach ist uns in Erinnerung geblieben. Zu dieser Zeit hatten die Pitcher der Ducks die auffällige Tendenz, mit ihrem wild pitches hin und wieder sogar den Backstop zu überwerfen. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken, begaben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Catcher, da sowohl Wolfgang als auch Fili zwar filmreife Paraden im Stil von Friedl Koncilia oder Walter Zeman liefern konnten, aber gegen die Überwürfe aufgrund mangelnder Körpergröße einfach chancenlos waren. In Windeseile wurde ein Catcher in der Person von Roman Kaubek gefunden, von dem wir dachten, daß man ihn wegen seiner 2,04 Meter nur schwer überwerfen könne. Aber auch das haben wir hingekriegt und es ist das Verdienst von Frantisek Rudl, daß wir schließlich den großen Kaubek auf den Hügel und den kleinen Kaubek in die Sandkiste stellten. Franta hatte auch die eigenartige Vorstellung, dass Rainer eine Art Erdhörnchen sei und erwartete von ihm, dass er jederzeit und überall im Infield plötzlich auftauchen würde, um die Gegner out zu machen. Wir konnten unsererseits nie eine Ähnlichkeit zwischen Rainer und einem Erdhörnchen feststellen. Und das alles in der Zeit der peinlichen weißen Dressen mit roten Pinstripes. Was haben wir uns nicht alles selbst angetan. Naja, eigentlich waren die Pinstripe-Dressen gar nicht so schlimm, wenn man daran denkt, dass Geri M. als erste Baseballhose eine Pyjamahose von seiner Oma hat enger nähen lassen. Er hat zwar immer behauptet, es sei eine Jogginghose, aber wir sind uns sich, es war eigentlich ein Pyjama….
Gottseidank hatte in der Zwischenzeit Wolfgang L. den Slurve erfunden, seine unnachahmliche Geheimwaffe. Er konnte seinen Fastball so langsam werfen, daß dieser aufgrund mangelnder Geschwindigkeit und durch Einwirkung der Gravitation eine curveballähnliche Flugbahn beschrieb, ohne daß sein Erfinder jemals eine Ahnung gehabt hätte, wie man einen Curveball wirft! Beeindruckt von dieser außergewöhnlichen Begabung wurde Wolfgang L. sogar von Ted Thoren, dem Headcoach der Cornell University zu einem Trainingslager nach New York eingeladen. Dort staunten die Freshmen des Baseballteams nicht schlecht, als ihnen der Slurve vorgeführt wurde und wir können mit Gewissheit und Stolz berichten, daß keiner von ihnen jemals in der Lage war, so langsam zu werfen. Genausowenig, wie sie in der Lage gewesen wären, 10 oder 12 Biere während eines Studiennachmittags in der Library zu bewältigen. Einzig und allein Duncan Cambpell der Dritte nahm die Herausforderung an und erschien sogar im folgendem Jahr zu einem Biertrinktrainingslager in Wiener Neustadt, wo er ernüchtert feststellen mußte, daß Bud light gar kein Bier ist (eine Tatsache, die Justin Fancher etliche Jahre später ebenfalls erkennen mußte, woraufhin er zuerst im Paddy Joe´s auf der Bar tanzte und dann gleich nach Prag übersiedelte…). Soweit wir wissen, war Duncan übrigens der erste Amerikaner, der nach Österreich gekommen ist, um Baseball zu spielen (und auch wußte, wie das geht). Leider waren wir verbandstechnisch damals ein wenig unorganisiert, so dass wir ihn nur ein Spiel einsetzten konnten. Schade, denn wir fanden es witzig, wie die Batter der gegnerischen Mannschaft (sie trugen übrigens grüne Leiberl) aus Protest die Schläger verkehrt hielten , mit dem Griff nach dem Ball schlugen und vor sich hin schimpften:“derf der des überhaupt? des is jo g´fährlich, waun ana so schoaf wirft!“
Es ja alles nur eine Frage der Interpretation. Wir Ducks haben bei der Regelkunde ja immer schon geglänzt und immerhin haben wir recht rasch kapiert, dass wir einen Runner nicht out machen können, indem wir ihn einfach mit dem Ball abschießen. Schade eigentlich, denn wer damals ganz genau hingesehen hat, konnte manchmal auch ein so kleines bewegliches Ziel namens Einmeter durchs Infield wuseln sehen. Der war aber nicht von uns, deshalb haben wir ihn immer mit dem Ball verscheucht. Das hätten wir auch gerne mit Sasso gemacht, der war seines Zeichens Pitcher und von den Bulldogs. Ihm war´s egal, weil wir ihn nicht erwischt haben. Und seinen Fastball erst recht nicht. Ich kann es noch heute hören:“jawollll Sasso!!!, Super Sasso!!!“. Gar nicht super hat er es gefunden, als ihm Walter die Kugel zurückgedroschen hat. Walter hat es auch nicht super gefunden, weil er es beim nächsten at bat bitter bezahlt hat. Den Fleck hat man ein halbes Jahr lang gesehen. Zufall natürlich. Garrett Leslie Ramon war auch ein Zufall. Und ihm war in erster Linie kalt. Was hat dieser Mann aus Honduras bei uns gefroren. Zum Aufwärmen hat er uns Bälle aufgeschlagen. Die Angst die einen überkommt, wenn man den Flyball nicht mehr sehen kann, weil er so hoch ist und man nicht weiß wo er runterkommen wird, oder ob das Pocket das überhaupt aushalten kann, werd ich nie vergessen. Aber das breite Lachen in seinem Gesicht war es wert.